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Impuls zum 9. April 2023

Zum Ostersonntag

Von Gerold König (Langerwehe), pax christi-Bundesvorsitzender

Einleitung
Beim jüdischen Pessachmahl gibt es einen schönen Brauch:
Alle sitzen an der festlich gedeckten Tafel. Das jüngste Mitglied der Festgemeinde fragt:
„Warum ist diese Nacht so anders, als alle anderen Nächte?
Der Hausvater erschließt nach und nach die Bedeutung der Speisen und Bräuche, die an den Auszug aus Ägypten erinnern und die immer wieder vergegenwärtigt werden.

Warum also ist diese Nacht so anders als alle anderen Nächte?

Dieser Frage stellen wir uns an Ostern. Die Texte der Osternacht greifen die ganze Menschheitsgeschichte auf. Stellen uns vor die Frage „Warum ist diese Zeit so anders?“ in der wir heute leben. Voller Symbole erinnern wir uns und konfrontieren uns mit dem Heute. Darum – damit das geschehen kann, ist diese Nacht anders als alle anderen Nächte.

Machen wir uns gemeinsam auf den Weg durch diese besondere Nacht.

Lichtfeier
„Warum ist die Nacht so dunkel?“  

Dunkelheit umgibt uns. Wir erinnern uns an Jesus, der durch die Dunkelheit gegangen ist. Die Dunkelheit des Kreuzes, die Dunkelheit des Todes. Wir nehmen unsere Dunkelheiten wahr und besinnen uns darauf: Wir stellen uns unserer Dunkelheiten, unseren Nöten und Ängsten.

Wir stellen uns der Dunkelheiten der Welt: An mindestens 89 Kriegs- und Krisenherden sterben gerade Menschen. Menschen sind auf der Flucht. Dürre und Hungersnöte, Trockenheiten und sintflutartige Regenfälle erinnern an den Klimawandel, Menschen werden gewalttätig gegen andere Menschen. 

Darum ist diese Nacht so dunkel.

Wir können Licht in das Dunkel bringen. Wir können diese Nacht erhellen:

In der Kirche wird das Osterfeuer entzündet und gesegnet: es symbolisiert, dass uns Gott das Licht geschenkt hat, das Licht seiner Herrlichkeit.

Jesus hat die Dunkelheiten nicht verdrängt oder geleugnet. Er hat sich dem Tod gestellt. Er hat das Kreuz auf sich genommen und damit die Dunkelheit durchbrochen.
Das entzündete Feuer bringt Licht ins Dunkel – es erhellt die Nacht – es entzündet in uns die Sehnsucht nach Liebe, nach Gerechtigkeit, nach Frieden: Nach Gott, dem unvergänglichen Licht.

Darum ist diese Nacht so anders, als alle anderen Nächte!

In der Kirche wird nun an diesem Feuer – dem Licht in der Nacht – die Osterkerze entzündet und in die dunkle Kirche getragen.

Auch in der Kirche herrscht Dunkelheit: Missbrauch, Macht, wenig Partizipation, kleben an Ämtern, Angst vor Veränderung. Der Synodale Weg war ein erster Schritt, Licht in dieses Dunkel zu bringen. Er ist zu Ende gegangen mit vielen Worten – ob all diese Wort Licht in das Dunkel der Kirche bringen werden? 

So wie das Licht der Osterkerze in die Kirche getragen wird und den Kirchenraum erhellt, so müssen auch wir Lichtträger werden und durch unser Tun und Handeln die Dunkelheit auch aus der Kirche vertreiben. 
Dann – erst dann – ist diese Nacht anders als alle anderen Nächte!

In der Kirche wird nun das Osterlob (Exsultet) gesungen.

„Frohlocket ihr Chöre der Engel, frohlocket, ihr himmlischen Scharen, lasset die Posaune erschallen, preiset den Sieger, den erhabenen König“

Mit diesem Lobgesang durchbricht das Licht die Dunkelheit. 

Wir dürfen uns auf IHN verlassen, er ist auferstanden von den Toten. Er ist den Weg durch die Nacht hin zum Licht gegangen. Er hat uns aufgezeigt, wie der Weg zum Licht ist.

Er nimmt uns nicht aus unserer Verantwortung. Wir sind verantwortlich für alles, was um uns herum geschieht. Wir sind verantwortlich für Kriege, Chaos, Flucht, Vertreibung, Klimakatastrophen.

Durch sein Leben hat er uns aber gezeigt, dass es einen Ausweg aus der Dunkelheit hin zum Licht gibt, nicht mit Gewalt – „steck dein Schwert ein, denn wer das Schwert nutzt, wird durch das Schwert umkommen“ – sondern durch grenzenlose Liebe. Diese Liebe, die sogar in den Tod führt, doch am Ende steht die Auferstehung, das Licht, das Leben.

Wir wissen um unsere Begrenztheit, wir haben in der Dunkelheit der Nacht unsere dunklen Seiten erfahren. Aber immer wieder erscheint das Licht (am Ende des Tunnels) Wir wissen auch um unsere Möglichkeiten, Begabungen, Talente – diese Nacht fordert uns heraus, sie ans Licht zu bringen.

Darum ist diese Nacht anders als alle anderen Nächte

Die Wortfeier
In sieben verschiedenen Lesungen wird uns erzählt von der Schöpfung (Gen 1.1-2.1), von Herausforderungen und Proben (das Opfer Abrahams – Gen.22. 1-18), von Flucht und Vertreibung (Ex 14.15-15.1) über Erbarmen und Hoffnung (Jes.54,5-14) und vom ewigen Bund mit ihm (Jes.55.1-11) In der sechsten Lesung geht es um die Werke der Schöpfung – Gott offenbart seine Macht und Größe (Bar 3, 9-15, 32-4.4) und schließlich und endlich in der siebten Lesung reißt Gott uns das Herz aus Stein aus und schenkt uns ein neues Herz aus Fleisch. (Ez 36.16-17a.18-28)

Warum also, ist diese Nacht anders, als alle anderen Nächte?

In den sieben Lesungen, die oft wortreich sind, wird uns die gesamte Menschheitsgeschichte vor Augen geführt. Von Anfang an, vom ersten Tag der Schöpfung und dem Vertrauen, dass Gott uns schenkt. Er übergibt uns diese Welt, mit allem Sinn und erklärt, warum all das erschaffen wurde. Er legt uns die Welt in die Hände und in unsere Verantwortung.

Fragen wir uns also, was wir aus diesem Geschenk gemacht haben? Werden wir dieses Geschenk unbeschadet an unsere Kinder und Enkel weitergeben können? Was also müssen wir tun, damit wir dieses Geschenk nicht verlieren? Wann setzen wir endlich zum Spurt an – dem Spurt für das Leben?
Hören oder lesen wir all diese Texte, die uns allen immer wieder unsere eigene Verantwortung vor Augen führen, aber auch Hoffnungen und Vertrauen auf IHN aufzeigen. Die uns Handlungsoptionen aufzeigen, damit wir mit unserem Leben umgehen lernen. 

Die uns sichtbar machen, dass Christus nicht nur für uns den Tod auf sich genommen hat, sondern uns durch die Auferstehung das Leben schenken will, damit wir das Leben haben. Damit wir dieses Leben annehmen können und die Verantwortung für das Leben annehmen.

Damit wir uns diesen Herausforderungen stellen,
ist diese Nacht anders als alle anderen Nächte
In der Kirche folgt nun das Evangelium
der eigentliche Höhepunkt dieser Nacht. „Ihr sucht Jesus, den Gekreuzigten? – Er ist auferstanden, wie er gesagt hat.“ (Mt 28.1-10)

Das Licht dieser Nacht geht über in die Morgenröte, in den Tag. Der Stein ist weggerollt, das Grab ist leer. Drei Frauen sind die Botschafterinnen, die Verkünderinnen dieser Sensation. Sie hatten den Mut, das Grab zu besuchen, sie haben ihre Todesverzweiflung überwunden und wurden zu Zeuginnen des leeren Grabes. Diese Sensation wäre heute auf Facebook gepostet worden und mit tausenden Kommentaren versehen tausendfach geteilt worden.
 
Damals wurden die Frauen zu Verkünderinnen der Botschaft. Sie sahen das leere Grab, sie hörten die Stimme des Engels – das Grab ist leer, der Held erwacht – er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Geht hinaus und sagt es seinen Jüngern: Er ist von den Toten auferstanden und geht Euch voraus nach Galliläa, dort werdet ihr in sehen. Ich habe es euch gesagt.

So wurde aus der Nacht Tag 
Und das ist die Antwort auf die Frage: 
Warum ist diese Nacht anders, als alle anderen Nächte?

Die Finsternis ist überwunden. Das ist der Glaube, der uns trägt, die Gewissheit dieses Jesus von Nazareth, der das Kreuz auf sich nahm, sich der Dunkelheit gestellt hat, um uns das Licht, die Hoffnung zu geben
Darum rufen wir das große Halleluja in die Welt hinein. 

Fürbitten
Herr Jesus Christus, wir fragen immer wieder von Neuem: Warum ist die Zeit in der wir leben, so wie wir sie erleben? Wir suchen nach antworten in oft komplizierten Gedankengängen. 

Du bist den Weg des Lebens vorausgegangen, hast gezeigt, wie Leben geht. Du bist den Weg des Friedens und nicht der Gewalt gegangen.

Darum bitten wir Dich heute, 
zeige uns Wege aus der täglichen Gewalt, die wir erleben. Gib uns die Kraft und den Mut weiter einzutreten für Gewaltlosigkeit – auch in unserem Umfeld.

Kriege in der ganzen Welt zerstören Menschenleben und rauben die Existenzgrundlagen der Menschen. Wir stehen ratlos davor. Was können wir tun? Was ist der richtige Weg? Zeige den Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft Wege der Versöhnung auf.

Menschen sind auf der Flucht, aus den unterschiedlichsten Gründen. Jede.r gibt seine Heimat, seine Beziehungen auf, um Leben zu können. Hilf diesen Menschen die richtigen Schritte zu tun und gib uns den Willen und die Kraft, Menschen aus unterschiedlichen Ländern und den unterschiedlichsten Beweggründen für ihre Flucht als Gäste anzunehmen und ihre Not und Sorge zu verstehen.

Deine Schöpfung ist in Gefahr. Das Klima verändert sich und droht die Welt zu zerstören. Wir müssen alles tun, jetzt noch umzukehren und auf manche liebgewonnene Gewohnheit zu verzichten, damit auch morgen noch unseren Kindern und Enkeln eine heile Welt übergeben können. Dazu brauchen wir Deinen Zuspruch und Deine Zuversicht. Lass uns nicht allein.

Wir wollen glauben und Deine Botschaft verkünden. Wir wollen das Osterhalleluja in alle Welt rufen und den Menschen Hoffnung geben. Lass uns auch in unserer Kirche Eintreten für mehr Gerechtigkeit und Partizipation. Damit diese Kirche eine Kirche für alle wird, bunt, vielfältig und gleichberechtigt. Dazu gilt es Widerstände zu überwinden. Gib allen, die Verantwortung in dieser Kirche tragen, die Kraft des hl. Geistes, Wege der Veränderung mit zu gehen.

Vieles bewegt uns noch.
Fügt Eure eigenen Bitten hier ein, sprecht sie aus oder tragt sie in Ruhe und Stille vor Gott

Vater unser

Segen
Seht, Christus ist auferstanden von den Toten – Halleluja
Nehmen wir diese Botschaft, die Grundlage unseres Glaubens mit in alle Welt.
Dazu segne uns der allmächtige Gott
Der Vater
Der Sohn
Und die Geisteskraft
Amen Halleluja